Acht neue Notarzteinsatzfahrzeuge an DRK übergeben

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 Systemwechsel bringt Zeitgewinn

Landrat Andreas Müller hat jetzt acht neue Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) an das Deutsche Rote Kreuz übergeben. Dabei ist er auch auf die aktuelle Diskussion um die künftige Organisation der Notarzteinsätze eingegangen.
„Mir ist die notärztliche Versorgung für die Menschen in Siegen-Wittgenstein äußerst wichtig. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Rettungswesen“, betonte Müller und bedankte sich bei den Notärzten für ihren engagierten Einsatz: „Es ist kein einfacher Job immer dann gefordert zu sein, wenn sich andere Menschen in ganz außergewöhnlichen Notlagen befinden: z.B. nach einem Unfall oder einem Schlaganfall. Hier immer ruhig zu bleiben und in jeder Lage mit kühlem Kopf professionell zu helfen, fordert den ganzen Menschen. Deshalb schätze ich das Engagement unserer Notärztinnen und Notärzte sehr und möchte mich ganz ausdrücklich dafür bedanken!“  
Die acht neuen kompakten und wendigen NEF vom Typ Ford S-MAX verfügen über einen permanenten Allradantrieb mit 180 PS und einem Automatik-Getriebe. Bei der Ausrüstung der Fahrzeuge wurde auf eine ergonomische Verstauung der Rettungsmittel geachtet. Mit ihrer für den Kreis Siegen-Wittgenstein typischen Lackierung, einer auffälligen LED-Blaulichtanlage, Front- und Kotflügelblitzer, einer Pressluftanlage, einem elektroakustischen Warnsystem sowie einer reflektierenden Heck-Beklebung sind sie optisch und akustisch gut wahrnehmbar.
„Notärzte rücken im gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein pro Jahr rund 9.000 Mal aus. Daher ist es unbedingt notwendig, dass die Fahrzeuge auf dem neusten Stand der Technik sind“, so der Landrat.
Thomas Tremmel, Amtsleiter Brand- und Bevölkerungsschutz, Rettungswesen, unterstrich: „Mit den acht neuen Notarzteinsatzfahrzeugen gewährleisten wir eine optimale Versorgung nach neuesten notfallmedizinischen Standards.“
 
Systemwechsel in der Organisation der Notarzteinsätze 
Im Zusammenhang mit der Fahrzeugübergabe ging der Landrat auch auf den Rettungsdienstbedarfsplan ein, der jetzt im Entwurf vorliegt. Der Plan beschäftigt sich u.a. auch mit der Frage, wie am besten sichergestellt werden kann, dass Notärzte so zeitnah wie möglich an einer Einsatzstelle eintreffen können.
Wird die 112 gewählt, entscheiden die Mitarbeiter der Kreisleitstelle abhängig vom jeweiligen Einzelfall, welches Rettungsmittel an einen Einsatzort geschickt wird. Werden hier NEF und Rettungswagen (RTW) zusammen alarmiert, trifft in aller Regel der RTW als erstes Fahrzeug ein. Die hoch ausgebildeten Notfallsanitäter oder Rettungsassistenten nehmen vor Ort die Erstversorgung vor und bringen den Patienten dann z.B. zur weiteren ärztlichen Versorgung ins Krankenhaus. Ist der Notarzt ebenfalls zu Einsatzstelle alarmiert, ergänzt und erweitert dieser die eingeleiteten Maßnahmen und begleitet Patiententransporte ins Krankenhaus. Ist der Patient transportstabil und die medizinische Begleitung durch einen Notarzt auf dem Weg ins Krankenhaus nicht erforderlich, kann sich dieser an der Einsatzstelle mit dem Notarzteinsatzfahrzeug freimelden und steht für weitere Einsätze bereit. Das ist auch einer der Gründe, warum der Notarzt nicht auf dem Rettungswagen sitzt, sondern separat mit einem NEF zum Einsatzort gebracht wird.
 
Sieben NEF-Standorte mit permanenter Notarztbesetzung geplant
Für die Organisation dieser Einsätze schlägt das Gutachten zum Rettungsdienstbedarfsplan für den Kreis Siegen-Wittgenstein nun einen Systemwechsel vor. Bisher gibt es acht Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF), die über das ganze Kreisgebiet verteilt stationiert sind. Wird ein Notarzt benötigt, holt der NEF je nach Standort den diensthabenden Notarzt zunächst dort ab, wo er sich gerade befindet – z.B. in seiner Praxis, in einem Krankenhaus oder nach Feierabend oder am Wochenende auch zuhause. Von dort bringt der NEF den Arzt zum Einsatzort. Dieses System hat aber zwangsläufig zuweilen auch zur Folge, dass sich ein NEF zunächst sogar in entgegengesetzter Richtung vom Einsatzort entfernen muss, um den Notarzt aufzunehmen. Anschließend geht es dann wieder zurück. Dieses System funktioniert, bringt aber auch Zeitverluste mit sich.
Deshalb schlägt das Gutachten zum Rettungsdienstbedarfsplan nun vor, künftig sieben NEF in Siegen (zwei NEF), Bad Berleburg, Bad Laasphe, Burbach-Wahlbach, Freudenberg und Wilnsdorf zu stationieren. Die entscheidende Veränderungen: an diesen Orten oder in unmittelbarer Nähe der Rettungswachen soll dann permanent rund um die Uhr ein Notarzt stationiert sein. Damit entfallen die Abholfahrten.
 
Ankunftszeit des Arztes wichtiger als Abfahrtsort des NEF
Mit diesem Systemwechsel werden Notärzte künftig im Durchschnitt schneller als bisher an den Einsatzorten in allen Kommunen des Kreisgebietes sein können, sind die Gutachter überzeugt – völlig unabhängig davon, ob in einer Kommune ein NEF stationiert ist oder nicht. Denn entscheidend ist nicht in erster Linie die Frage, wo ein Fahrzeug stationiert ist, sondern wie lange es von der Abfahrt des NEF bis zur Ankunft am Einsatzort dauert. Hier liegt der entscheidende Vorteil des neuen Organisationsmodells.
Der Systemwechsel selbst ist ein mittelfristiger Prozess, da hierfür unter anderem auch die Rettungswachen umgebaut werden müssen. Zudem liegen die genauen Standorte für die sieben NEF auch noch nicht fest. So ist für die Planungen zum Umland der Stadt Siegen wichtig, die Stationierungsorte der beiden NEF für die Universitätsstadt zu berücksichtigen.
 
Offener und transparenter Prozess
„Der Prozess wird natürlich, wie der gesamte Rettungsdienstbedarfsplan, offen und transparent mit allen Beteiligten besprochen. Hier befinden wir uns ja ohnehin erst am Anfang“, unterstreicht Landrat Andreas Müller. Die Beratungen im Gesundheitsausschuss am 13. März bilden dafür den Auftakt. So hat der Kreis z.B. auch die Notärzte bereits für Mitte März zu einem Gespräch eingeladen. Den Bürgermeistern Walter Kiß (Kreuztal) und Paul Wagener (Netphen), in deren Städten nach dem Planentwurf keine Notarzteinsatzfahrzeuge mehr stationiert sein werden, hat der Landrat angeboten, in den Räten den Entwurf des Rettungsdienstbedarfsplans vorzustellen und für Fragen zur Verfügung zu stehen.
„Bei all diesen Überlegungen lassen wir uns nur von einem Gedanken leiten, nämlich den Rettungsdienst für die Menschen in Siegen-Wittgenstein weiter zu verbessern“, betont Landrat Andreas Müller: „Deshalb wollen wir zwei zusätzliche Rettungswachen bauen, die Zahl der Rettungswagen von 15 auf 22 erhöhen und auch das Einsatzkonzept unserer Notärztinnen und Notärzte optimieren.“
 
 
 
 

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